Elke Erb – poetics 3

Andreas Altmann

EIN FISCHREIHER steht auf einer tot
holzinsel im teich unter den regengeräuschen
der pappeln als wäre er aus stein. der himmel
ist einsilbig blau. an unsichtbaren bändern
sind die töne der vögel aufgefädelt. sie singen
zwischen den hohen bäumen, bleiben hängen,
reißen sich los. unzählige kohlweißlinge flattern
im lavendelstrauch. der sommer ist ein schlafendes
tier im weißen fell, das im eigenen schatten liegt.
manchmal nachts wechselt es seinen platz, dann
kann es regen geben. ich hätte dir seine spuren
gezeigt. auf dem wasser bilden sich wellen,
die an dich erinnern. sie sind grün und bewegen
sich schnell. der reiher ist gesunken. himmel
hängt an seinem schatten.

Wenn ich meine, ein Vers sei einem lebenden Wesen gleich, und diese seine Individualität als eine Norm auffasse, muß ich bei diesem Gedicht doch schon den ersten Vers dagegen verstoßen sehn. Er scheint ja mit seinem letzten Wort selbst totgesagt zu werden. Und der zweite? Könnte auf den ersten Blick leichter für sich existieren. Aber was wäre holzinsel? So müßte ich wohl das tot zur Insel nehmen – totholzinsel im teich unter den regengeräuschen wäre ein Vers. Doch es stimmt ja nicht, es sind nicht seine regengeräusche, sondern die der pappeln im nächsten Vers.


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