Buchvorstellung und Lesung mit Andreas Altmann mit Kerstin Becker am 31. Mai 2018 im Stadtmuseum Dresden um 19:30 Uhr
VERANSTALTUNG am Donnerstag, 31. Mai 2018, 19:30 Uhr im Museumscafé des Stadtmuseums
Dresden, Wilsdruffer Straße 2 (Eingang Landhausstraße), 01097 Dresden. Haltestelle: Pirnaischer Platz. Eintritt: 6 Euro, ermäßigt 4 Euro. Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich. Eine Kooperation der Literarischen Arena e.V. mit den Museen der Stadt Dresden
„Weg zwischen wechselnden Feldern“ ist nach drei Gedichtbänden und der mit Axel Helbig herausgegebe-nen Anthologie zeitgenössischer Lyrik aus Sachsen „Es gibt eine andere Welt“ das fünfte Buch von Andreas Altmann, das im Leipziger Verlag Poetenladen erscheint. Kindheit, Träume, Abschied von den Eltern – der 1963 in Hainichen geborene und seit 1990 in Berlin lebende Autor gewährt neue, berührende Einblicke in sein poetisches Schaffen: eine unverkennbare Stimme in der deutschen Dichtung der Gegenwart.
Im Gedicht „zeit“ etwa betrachtet sich Altmann als das „kind…, nach dem ich immer gesucht habe.“ Wer dem Autor in den über zwanzig Jahren, in denen seine Gedichte erscheinen, gefolgt ist, wird die fiebrigen Dörfer, düsteren Bäume und schattenhaften Vögel kennen, aus denen sich sein Kosmos zusammensetzt. Oft findet er schon zu Beginn sehr ausdrucksstarke Bilder, die den Leser in die Gedichte hineinziehen: „pap-peln rauschen sich wund“, „weiß flattert die luft / unter hastigen flügen der schmetterlinge.“ Wer so schreibt, hat nicht bloße Naturlyrik im Sinn. Eher sind es die „Geisterfelder“ oder „Schlafrandfelder“, von denen aus der Autor das Ergebnis seiner Lebensaussaat betrachtet. Das Motiv der Schlaflosigkeit durchzieht den gan-zen Band: „stare schreien einen kirschbaum leer, fliegen / den himmel schwarz“, schreibt Altmann, und „ich bin so müde, dass ich nicht mehr schlafen kann“ – es liest sich wie eine Übersetzung der lyrischen Bilder. Überhaupt haben die Texte von „Weg zwischen wechselnden Feldern“ etwas Manisches. Traumsequenzen eines poetischen Sekundenschlafs bringen einen noch wenig gehörten Klang in die Gedichte: „ich schlag mir immer wieder ins / gesicht, um nicht zu schlafen, wenn die fänger kommen.“ Das unbekannte, beklem-mende Gelände der Seele hat Altmann sehr eindrücklich in „die elbe im winter“ beschrieben: „ich geh durch gesperrte gebiete. / gebrochene bäume erzählen von stürmen.“ Die Gedichte spiegeln auch Jahre des Ab-schieds von seinen Eltern wider: „gräber vereinsamen auf friedhöfen. / noch leuchten die kranichschreie in der nacht. / doch mit jedem tag werden sie dunkler.“ Es ist eines dieser wunderschönen Bilder, mit denen er der Unerbittlichkeit des Vergessens und der vergehenden Zeit zeitlosen Ausdruck verleiht.
Wie kaum ein anderer Dichter unserer Zeit bringt Andreas Altmann die Grundbedingungen des Menschlichen zur Sprache. „Jedes Wort in Altmanns Gedichten ist einfach und verständlich“, sagt Marie Luise Knott über den Autor. Etwas Schwebendes, fast Magisches hebt auch Jayne-Ann Igel in den Gedichten hervor:
„Vergleichbares dürfte sich in der zeitgenössischen deutschen Dichtung kaum finden lassen.“
Mit Andreas Altmann zusammen liest die Dresdner Dichterin Kerstin Becker. Obwohl sie ebenfalls aus Hai-nichen stammt, ist es die erste Lesung, die die beiden Autoren gemeinsam gestalten. Über Beckers 2016 bei der Dresdner Edition Azur erschienenen zweiten Gedichtband „Biestmilch“ schrieb Andreas Altmann:
„Alles ist fühlbar in diesen Gedichten, die Kälte, die Bedrohungen, die Angst, die Ohnmacht, der Trotz, die Lust, das Leben. Kleine Geschichten, Begebenheiten sind in die Texte eingeflossen, durch die sich auch ein gesellschaftliches Panorama offenbart, das sich möglicherweise von Generation zu Generation wiederholt, mit anderen und wechselnden Kulissen.“
Moderation: Patrick Wilden, Redakteur bei OSTRAGEHEGE.