Kategorie-Archiv: Buchmesse Leipzig 2018

Lyrische Sprechweisen – Drei neue Gedichtbände

17. März 2018 | 13:00 – 13:30 Uhr
Leseinsel Junge Verlage, Halle 5, Stand G200

Autorinnen und Autoren

  • Barbara Maria Kloos
  • Jürgen Nendza
  • Christian Schloyer

Moderation

  • Andreas Heidtmann

Herausragende Beispiele neuer Lyrik und ein Spektrum lyrischer Sprechweisen werden vorgestellt.

Hierzu gehören Barbara Maria Kloos mit ihrem Band „Fossile Infanten“, in dem die dichterische Arbeit von 18 Jahre steckt; Jürgen Nendza mit dem Buch „picknick“, das ihn als singulären Dichter poetischer Schwebezustände ausweist, und Christian Schloyer mit dem Werk „Jump ’n‘ Run“, das, schon durch seine äußere Erscheinung, eine ästhetische Bezugname zur frühen Computerspiel-Ära erkennen lässt.


Achtzehn Jahre hat Barbara Maria Kloos an ihrem lyrischen Reigen gearbeitet, der Pilgerfahrt, Flüchtlingszug und Totentanz zugleich ist; der Abgesang auf eine untergehende Epoche. „Fossile Infanten“ feiert die Poesie selbst als schöpferisches Instrument, das existentielle Augenblicke zu konservieren vermag. Gedichte erscheinen als Sprachinklusen, versteinerte Texturen, die gelebtes Leben in sich tragen. –

Statt Gedichte gibt es in Christian Schloyers drittem Gedichtband „Jump ’n‘ Run“ Computerspiel-Level – und anstelle von Zyklen werden wir in acht unterschiedlichen Spielwelten herausgefordert. Seine bildgewaltige Lyrik handelt mitunter vom Wahnsinn als Ende aller Sinnsuche – und von einer apokalyptischen Menschheitsdämmerung als Folge technischen Fortschritts. –

Jürgen Nendzas Gedichte lassen sich als poetische Ereignisse lesen, die Außenwelt und Innenwelt, Natur und Geschichte zu einer Wahrnehmung der Übergänglichkeit zusammenführen. Das Chiffrensystem der Gedichte ist stark gesättigt mit Anschauung von Realien und konkreter Wirklichkeit. Man hat es bei „Picknick“ mit einem großartigen, geschichtsarchäologischen Weg durch Zeitgeschichte und durch die Geschichte der Sprache zu tun. –

Kurzbiographien:

Barbara Maria Kloos, geboren 1958 in Darmstadt, lebt als Autorin in Köln. Studium der Germanistik. Aufenthalte in New York, Helsinki, Jerusalem. Mehrere Gedichtbände und Preise, darunter Christine-Lavant-Lyrikpreis. –

Jürgen Nendza, geboren 1957 in Essen, lebt als Autor von Lyrik, Prosa Hörspielen und Radio-Features in Aachen. Studium der Germanistik und Philosophie. Promotion. Mehrere Gedichtbände und Preise, darunter Lyrikpreis Meran. –

Christian Schloyer, geboren 1976 in Erlangen, lebt als Lyriker, Konzept- und Klangkünstler in Nürnberg. Studium der Philosophie. Drei Gedichtbände, mehrere Preise, darunter Leonce- und-Lena-Preis und Lyrikpreis München. –

Lyrik auf der Insel: Gravitäten ziehen die Meere an Land

Buchmesse-Lesung mit Andra Schwarz und Sibylla Vričić Hausmann
Moderation: Andreas Heidtmann
Veranstalter: poetenladen

16. März 2018 | 15:00 – 15:30 Uhr
Leseinsel Junge Verlage, Halle 5, Stand G200

Dichterisches Doppel-Debüt

Schon traditionsgemäß präsentiert der poetenladen Verlag auf der Leseinsel neue Lyrik – diesmal stehen zwei Autorinnen im Zentrum, deren Debüts in der Reihe Neue Lyrik erschienen sind. Die Reihe wird vom poetenladen in Kooperation mit der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen herausgebracht. Beide Dichterinnen sind bereits mehrfach für ihr Schreiben ausgezeichnet worden: Andra Schwarz erhielt 2017 den Leonce-und-Lena-Preis, dessen Jury sich von der leisen Präzision ihrer Gedichte beeindruckt zeigte. Mit großer Eindringlichkeit und Dynamik widmet sich ihr Band „Am morgen sind wir aus glas“ zentralen menschlichen und alten poetischen Themen. Sibylla Vričić Hausmanns Buch „3 FALTER“ erweist sich als feingliedrige Komposition von Zyklen, in denen auf bedeutende Frauengestalten wie Christine de Pizan und Maria Sibylla Merian Bezug genommen wird. Die narrative Struktur ihrer Dichtung wird kunstvoll durch Ellipsen, Inversionen und Abbreviaturen aufgebrochen. Die beiden Autorinnen werden von dem Verlagsleiter Andreas Heidtmann vorgestellt.

Sibylla Vričić Hausmann; Foto: Ulrich Schäfer-Newiger

Andra Schwarz; Foto: Ildiko Sebestyen

Andra Schwarz: Am morgen sind wir aus glas
Für den Zy­klus Ge­spins­te aus Luft aus dem vor­lie­gen­den Band wur­de An­dra Schwarz mit dem Leon­ce-und-Le­na Preis aus­ge­zeich­net. In den Ge­dich­ten ge­lingt es der Au­to­rin von ei­nem zen­tra­len mensch­li­chen und al­ten poe­ti­schen The­ma mit gro­ßer Ein­dring­lich­keit und Dy­na­mik zu spre­chen, ur­teil­te die Ju­ry. Der Zy­klus rührt an, in­dem er das Sub­jekt als ich, du und Kind, als un­durch­schau­ba­re En­er­gie, ag­gres­siv und ver­letz­lich, als Atem, ver­flüch­tigt und doch ge­fun­den, als Sprung, Sol­da­ten, Chi­mä­re und su­chen­de Fi­gur in den Schlin­gen von Zeit und Spra­che zeigt, os­zil­lie­rend zwi­schen Schlaf und Ge­wehr, Ge­hirn und Spatz.

»der ho­ri­zont ist bloß ei­ne rhe­to­ri­sche fi­gur für an­we­sen­heit
am him­mel un­fass­bar in die­ser luft aus glas un­ter un­se­ren fü­ßen
wer­den spu­ren zu zei­chen: hier an die­ser stel­le zählt das ge­wicht«

 

Sibylla Vričić Hausmann: 3 FALTER
Si­byl­la Vričić Haus­mann legt mit 3 FAL­TER ein kom­po­si­to­risch aus­ge­feil­tes De­büt vor, das sich sou­ve­rän wech­seln­der Dar­stel­lungs­for­men be­dient und da­bei selbst den Weg der Me­ta­mor­pho­se geht – gleich­sam wie je­ne von Ma­ria Si­byl­la Me­ri­an er­forsch­te Rau­pe, die, ehe sie Fal­ter wird, Pup­pe war. Da­bei ist der Na­me Me­ri­an kein Zu­fall, denn der Band stellt bis in sei­ne in­ne­re Sprach­struk­tur Be­zü­ge zu Wer­ken be­deu­ten­der Frau­en­gestal­ten her. Ne­ben der Na­tur­for­sche­rin Me­ri­an sind dies die mit­tel­al­ter­li­che Schrift­stel­le­rin und frü­he Frau­en­recht­le­rin Chris­ti­ne de Pi­z­an und Uni­ca Zürn, die ge­nia­li­sche Schöp­fe­rin von Ana­gram­men.

»Mit we­ni­gen Stri­chen, schroff ge­füg­ten Bil­dern ei­ner Karst­land­schaft, in der sich si­nist­re Ge­stal­ten zu tref­fen schei­nen, ent­wirft Si­byl­la Vričić Haus­mann ein Pan­ora­ma der Des­ori­en­tie­rung, der Ver­bin­dung von Lie­be und Ge­walt. … Die Lie­be – sie ist hier ei­ne war­me Waf­fe, bei de­ren Ein­satz mit den schwers­ten Ver­let­zun­gen zu rech­nen ist.«
Spritz, Mi­cha­el Braun zum Zy­klus pas de deux

Teil der Bewegung Leipziger Buchmesse 2018

Lyriknacht an Musik

Samstag, 17. März 20:00 – 23:00
Hochschule für Graphik und Buchkunst, Wächters. 11, Leipzig

Die schönste Lyriknacht des Jahres, zu den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig.

Dieses Mal mit: Hannes Bajohr, Alexander Gumz, Christiane Heidrich, Adrian Kasnitz, Christian Schloyer, Walter Fabian Schmid, Katharina Schultens, Andra Schwarz. Grace Paley, gelesen von Bradley Schmidt. Dazu Musik von KID BE KID.

Moderation: Carolin Callies & Kathrin Jira

Veranstalter: Edit, KOOK e.V., kookbooks, parasitenpresse, poetenladen und Schöffling & Co.

Zur Veranstaltung auf Facebooks