Buchmesse-Lesung mit Andra Schwarz und Sibylla Vričić Hausmann
Moderation: Andreas Heidtmann
Veranstalter: poetenladen
16. März 2018 | 15:00 – 15:30 Uhr
Leseinsel Junge Verlage, Halle 5, Stand G200
Dichterisches Doppel-Debüt
Schon traditionsgemäß präsentiert der poetenladen Verlag auf der Leseinsel neue Lyrik – diesmal stehen zwei Autorinnen im Zentrum, deren Debüts in der Reihe Neue Lyrik erschienen sind. Die Reihe wird vom poetenladen in Kooperation mit der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen herausgebracht. Beide Dichterinnen sind bereits mehrfach für ihr Schreiben ausgezeichnet worden: Andra Schwarz erhielt 2017 den Leonce-und-Lena-Preis, dessen Jury sich von der leisen Präzision ihrer Gedichte beeindruckt zeigte. Mit großer Eindringlichkeit und Dynamik widmet sich ihr Band „Am morgen sind wir aus glas“ zentralen menschlichen und alten poetischen Themen. Sibylla Vričić Hausmanns Buch „3 FALTER“ erweist sich als feingliedrige Komposition von Zyklen, in denen auf bedeutende Frauengestalten wie Christine de Pizan und Maria Sibylla Merian Bezug genommen wird. Die narrative Struktur ihrer Dichtung wird kunstvoll durch Ellipsen, Inversionen und Abbreviaturen aufgebrochen. Die beiden Autorinnen werden von dem Verlagsleiter Andreas Heidtmann vorgestellt.
Andra Schwarz: Am morgen sind wir aus glas
Für den Zyklus Gespinste aus Luft aus dem vorliegenden Band wurde Andra Schwarz mit dem Leonce-und-Lena Preis ausgezeichnet. In den Gedichten gelingt es der Autorin von einem zentralen menschlichen und alten poetischen Thema mit großer Eindringlichkeit und Dynamik zu sprechen, urteilte die Jury. Der Zyklus rührt an, indem er das Subjekt als ich, du und Kind, als undurchschaubare Energie, aggressiv und verletzlich, als Atem, verflüchtigt und doch gefunden, als Sprung, Soldaten, Chimäre und suchende Figur in den Schlingen von Zeit und Sprache zeigt, oszillierend zwischen Schlaf und Gewehr, Gehirn und Spatz.
»der horizont ist bloß eine rhetorische figur für anwesenheit
am himmel unfassbar in dieser luft aus glas unter unseren füßen
werden spuren zu zeichen: hier an dieser stelle zählt das gewicht«
Sibylla Vričić Hausmann: 3 FALTER
Sibylla Vričić Hausmann legt mit 3 FALTER ein kompositorisch ausgefeiltes Debüt vor, das sich souverän wechselnder Darstellungsformen bedient und dabei selbst den Weg der Metamorphose geht – gleichsam wie jene von Maria Sibylla Merian erforschte Raupe, die, ehe sie Falter wird, Puppe war. Dabei ist der Name Merian kein Zufall, denn der Band stellt bis in seine innere Sprachstruktur Bezüge zu Werken bedeutender Frauengestalten her. Neben der Naturforscherin Merian sind dies die mittelalterliche Schriftstellerin und frühe Frauenrechtlerin Christine de Pizan und Unica Zürn, die genialische Schöpferin von Anagrammen.
»Mit wenigen Strichen, schroff gefügten Bildern einer Karstlandschaft, in der sich sinistre Gestalten zu treffen scheinen, entwirft Sibylla Vričić Hausmann ein Panorama der Desorientierung, der Verbindung von Liebe und Gewalt. … Die Liebe – sie ist hier eine warme Waffe, bei deren Einsatz mit den schwersten Verletzungen zu rechnen ist.«
Spritz, Michael Braun zum Zyklus pas de deux