Stimmen zum Buch
Dieser Debütband zeigt eindrucksvoll, dass ein poetischer Neubeginn im 21. Jahrhundert sich nur auf eine strenge sprachkritische Wörter-Archäologie gründen kann.
In der substantivzentrierten Dichtung Michael Fiedlers kommt endlich zusammen, was zusammengehört: Sprachgeschichte und Gesellschaftsgeschichte. Im dritten Teil seines Debütbands nehmen die topographischen und geographischen Markierungen zu. Stets bildet dabei eine genuine Spracharbeit das Zentrum dieser Poetik.
Michael Braun | Sprache im technischen Zeitalter
Die Gedichte in
Geometrie und Fertigteile fließen für den Großteil des schmalen Bandes in lesefreundlicher Form dahin, bestehen aus knappen Versen, sogar einzelnen Wörtern, die wiederum strophenähnliche Gruppen bilden. Manchmal jedoch – und da fangen sie an, faszinierend zu werden – stehen einzelne Versatzstücke nebeneinander, laufen in zwei Strängen nebeneinander her, werden durch einzelne Worte wieder verbunden. Fiedler zwingt seiner Leserschaft Entscheidungen ab und läßt ihr gleichzeitig den Freiraum, sich kreuz und quer durch die Texte zu bewegen.
junge Welt | Kristoffer Cornils
Den Wörtern, aus denen Michael Fiedler seine Texte baut, merkt man an, woher er sie hat. Aus dem Vokabular der Benutzeroberflächen, des Maschinenbaus, der Philosophie, der Ökonomie, der Alltagsssprache bricht er sie heraus und kombiniert sie zu eleganten Konstruktionen. Durchdacht.
Bücher | Nov./Dez. 2012 (E. Dietz)
Aus den Zeilen, die Michael Fiedler – wie sein gesamtes Debüt Geometrie und Fertigteile – vollständig aus Fremdtexten montiert hat, spricht ein gewaltiges poetisches Programm: alles aufzunehmen, den hohen Ton der Bibel und der literarischen Tradition ebenso wie die banale Sprache der Werbung oder Fundstücke aus dem Internet.
Auch der Leser wird in den Wachstumsprozess einbezogen: mehrspaltige Partituren fordern eine nicht-lineare Lektüre, die das Gedicht im Lesen erst erschafft.
die horen | Tobias Amslinger
Michael Fiedler unternimmt Reisen in die Texte, mal in die alten des Grimmschen Wörterbuches, mal in die Regionen von Fachbegriffen.
Neueste Nachrichten | Tomas Gärtner (Juli 2012)
Bei diesem Dichter (Michael Fiedler) spielt eher die Begegnung mit einer Masse an beschrifteten Gegenständen eine Rolle ... So arbeitet er mit dem, was er vorfindet, um es dann „umzubeschriften“.
Sächsische Zeitung | Undine Materni (Juli 2012)
Mit den Lyrikbänden der beiden Debütanten Anne Dorn und Michael Fiedler offeriert die neue Lyrikreihe des Poetenladen-Verlages direkt zum Auftakt die ganze Bandbreite der deutschen Gegenwartslyrik.
Einer der Hauptreize, die von Michael Fiedlers Texten ausgehen, ist die Ausgestaltung einer beinahe vorzivilisatorischen Stimmung innerhalb des an sich überzivilisierten lyrischen Ichs. Anachronistische Collagen, denen das Geschick zugrunde liegt, die heterogenen Elemente in einem schlüssigen ästhetischen Konzept zu vereinen, in dem historisches Vorbild, verfremdete Kopie und Fiktion eine enge Verbindung eingehen
Dominik Dombrowski | Fixpoetry
Fiedler experimentiert mit der kleinsten selbständigen, bedeutungstragenden Einheit der Sprache: dem Wort. Er ordnet diese Wörter fast schon künstlerisch an.
Satz | Universität Kassel, Institut für Germanistik
Kurze Verse, kombinierte Satzfetzen, meist ohne jegliches Interesse für Grammatik oder feste Regeln. In ihrem Zusammenspiel baut sie eine dichte und szenische Atmosphäre auf. Fein abgemischt, neu aufgelegt: DJ-Kunst auf Papier.
Radio mephisto
Das, was scheinbar bildhaft beschreibende Wissenschaftssprache ist, bleibt ein nicht entschlüsselbarer Code. ... Ein beängstigender Wald. Ein Wald ohne Weg.
Und damit den Collagen eines Max Ernst zum Beispiel sehr nah. Bilder, in denen die Strukturen zerstückelt sind. Die in ihrer Anmutung etwas ahnen lassen. So wie in manchen Träumen. In denen man weiß, man hat etwas gesehen, war tief beeindruckt, kann auch sagen, was es gewesen sein könnte - aber wenn man versucht, es in seinen Details zu beschreiben, zersplittert es. Wie Fiedlers „Traumstadt“.
Ralf Julke | Leipziger Internet-Zeitung
Neues Wagnis – Neue Reihe (Zur Reihe allgemein): Man entschied
sich für den Leipziger Verlag poetenladen und damit für
die Initiative seines Verlegers. Damit hatten die Herausgeber jayne-Ann Igel, ]an Kuhlbrodt, Ralph Lindner und die Kulturstiftung eine gute Wahl getroffen, ist
doch der poetemladen einer der ersten Verlage gewesen,
die den Weg von der Internetpräsenz zur Buchseite gegangen sind, ein überaus erfolgreiches Konzept zuerst den ›Markt‹ für Bücher vorzubereiten, um sie dann erscheinen zu lassen, ein Verdienst des Verlegers Andreas
Heidtmann. Und so liegen die ersten beiden Bände in
einem gelungenen Layout (Gestaltung Miriam Zedelius) vor, und es dürfte ein Genuss sein, auf den E-Book Reader zu verzichten.
Ostragehege | Thomas Ernest (September 2012)
Genrepflege und neue Buchreihe
Unter Autoren und Buchlesern verbreitete sich die Nachricht schnell: Zum Jahreswechsel 2011/2012 startete in Leipziger Verlag
poetenladen das Unternehmen
Reihe Neue Lyrik.
Beitrag in SAX | Juni 2012 ►