Stimmen zum Buch
Nach langer Zeit ist nun endlich unter dem äußerst passenden Titel „Trotz aller feindlichen Nachricht“ ein neuer Band mit Gedichten Roland Erbs erschienen. ...
Der Sprecher dieser Gedichte ist einer, der sehr genau hinschaut auf die Schichten der Geschichte und aufmerksam macht auf die Nahtstellen zwischen den großen und den kleinen Verwerfungen und Erschütterungen darin. Er tut das in einem sehr leisen, schlichten, bisweilen beiläufigem Ton.
Signaturen | Uwe Hansen
Die Gedichte von Roland Erb leben von ungewöhnlich einfachen aber starken Bildern, die sich einprägen.
Heinz Weißflog, in Ostragehege, 2015 (Nr.75)
Roland Erbs Melancholie besitzt nichts Romantisches, nichts Süßlich-Träumerisches. Ihr eignet eher etwas Widerständiges, fast Störrisches.
Jürgen Israel, in Signum, Winter 2016
Nichs ist einfach zu haben und selbst das, was wir hätten, wissen wir nicht. Ich denke, Roland Erb bleibt bei dieser Feststellung. Es ist die offene Wunde, die sich nicht schließen lässt, und jede Hoffnung fordert und zugleich in ihrer Forderung entlarvt sie sich selbst, da ihr Objekt „ins Blau(e)“ geht. Aber so dürr und geschändet, auch enttäuscht diese Hoffnung in der Wirklichkeit auch sei: „Und noch schien nicht alles zertrümmert“. Ganz, ganz stark ist dieser Band.
Fixpoetry | Oktober 2014 | Paul-Henri Campbell
Doch die Gedichte Erbs verorten und verzeitlichen sich meist von selbst oder legen willentlich falsche Fährten. Hier liegt eine Stärke des Bandes: Nach Abschluss der Lektüre gewinnt der Leser unweigerlich an (Fremd-)Erfahrung dazu. ...
Der Leser hat mit dieser Sammlung die Chance, sowohl das Vergangene als auch dessen Abbild in der Gegenwart, dessen Auf- und Abtauchen an neuen und wiederbesuchten Orten wahrzunehmen. Die Sprache ist stets einfach gehalten, verfällt selten in hohe Töne und wandelt zwischen einer Fülle von Stimmen umher, deren Spektrum dabei über brausend, sanft oder beschwingt weit hinaus reicht, so dass man oft gewillt ist, die eigene in diesen Stimmen entdecken zu wollen, allen „feindliche[n] Nachrichten“ zu trotzen. Spätestens bei dieser Erkenntnis erspürt man die Übersetzertätigkeit Erbs, seine Fähigkeit, einen eigenen vielseitigen Ton zu schaffen und immer den passenden zur Vermittlung des Inhalts zu wählen.
Lyrikzeitung | Christoph Georg Rohrbach
Manche [Gedichte] sind geschichtlich verortbar, etwa wenn von den Leipziger Protesten berichtet wird. Viele sind jedoch nicht einem Ereignis vor oder nach der Wende zuordenbar, könnten in beiden Ären entstanden sein. Denn es gab wohl einen Bruch des politischen Systems, aber für den Dichter beidseits Wirrnis, Zweifeln und Hoffen, nicht den einen Schritt aus der Hölle in ein Paradies…
Fixpoetry | Oktober 2014 | Monika Vasik