Stimmen zum Buch
Eingriff, sternklar ist ein Band voller schöner, zum Teil wunderbar ergreifender Gedichte, die den Leser manchmal ein wenig schwermütig zurücklassen, ihm (und wahrscheinlich auch zuletzt Krier selbst) aber auch immer wieder Tröstendes entgegenbringen: ›Es ist vollbracht, nun stirbt's sich schattenleicht‹.
Braun stellt in seinen editorischen Schlussbemerkungen heraus, dass man hier ›Jean Kriers Verfahren zur poetischen Konzentration und rhythmischen Dynamisierung seiner Texte genau studieren‹ könne. Dieser editorische Kniff ist eine große Bereicherung für das eigene Lesen, da man vielen dieser Gedichte bereits in den vorhergehenden Kapiteln begegnet ist – und nun ein ganz neuer Lektüreeindruck entstehen kann.
Literaturkritik | 2015
Jean Kriers neuer und letzter Gedichtband Eingriff, sternklar wurde nicht mehr von ihm selbst fertiggestellt. Michael Braun hat die Gedichte sorgfältig gesichtet und arrangiert.
Krier findet in
Eingriff, sternklar noch kühnere Bilder für Vergänglichkeit. Dabei ist sein Ton nie unterkühlt; immerzu geht etwas Warmes und Sympathisches von den Gedichten aus.
Signaturen | 2014
Im diesem poetischen Spannungsfeld eröffnen die Krierschen Verse plötzlich weite Bewusstseinslandschaften; Möglichkeitsräume, in denen das lyrische Ich auch sein dialogisches und späteres Gegenüber sucht – dort, wo ihm die Sprache versagt, »letzte Worte, die stecken bleiben im Hals (...)«, wo die sprachliche Ordnung instabil wird, irritiert und Konventionen unterläuft; wo sie sogar ganz abbricht und die ohnehin hart gefügten Figuren, Redewendungen und Gedankengänge ihrer Eigendynamik und der Ver-Antwortung des Leser überlässt: Dort halten die Gedichte auf etwas zu, vielleicht auf ein humanes Mit-Leiden angesichts der erschreckenden Leere metaphysischer Räume.
Badische Zeitung 2014
Wenn Pathos auf Profanes trifft, dann entwickelt die Ode in ihrer deutschen Version ihren eigentümlichen Charakter. Es brauchte den Luxemburger Jean Krier, um das mit einer lakonischen Wucht zu beweisen, die in der deutschen Gegenwartslyrik Ihresgleichen sucht. Selten hat ein Lyriker, der eigentlich nur zwei Arten von Gedichten über im Grunde nur ein einziges Thema schrieb, diese mit dermaßen viel Gewalt und Lust angereichert. Selten hat ein Lyriker, der eigentlich in einer anderen Sprache dichtete, deren innere Spannungen derart konsequent ausgeschöpft.
Fixpoetry, Kristoffer Cornils, 2014
Als der luxemburgische Dichter Jean Krier im Januar 2013 verstarb, hinterließ er ein vorbereitetes Manuskript mit Gedichten. Aus diesem Material hat der Literaturkritiker Michael Braun einen Band arrangiert und einfühlsam kommentiert.
In den vier Kapiteln von Eingriff, sternklar ziehen noch einmal die Bilder, die Angstträume, die Musik und das Erwachen durch das Bewusstsein. Leben und Lesen sind eins.
Neue Zürcher Zeitung, Tom Schulz 2015
Das Gedicht war für Jean Krier eine
Möglichkeit, die Welt zu erforschen.
Zugleich aber diente es ihm dazu, ins Innere
zu steigen und die »Territorien der Seele«,
wie es Wolfgang Hilbig einmal genannt
hat, in Gesänge zu verwandeln.
Entdecken können wir hybride
Rhythmen, die an seine frühen
Sehstücke
erinnern, aber auch wundersam
schattenleichte
Verse, die in ihrem Dunkel gleichwohl
wie Träume erscheinen, die uns immer
tiefer in die Windungen ihrer Sprache
ziehen.
Stuttgarter Zeitung, Nico Bleutge, 2014
Jean Kriers posthum erschienener Gedichtband
Eingriff, sternklar setzt sich von seinem Vorgänger durch ein noch gesteigertes Bewusstsein von der eigenen Endlichkeit des Ichs ab
d'Lëtzebuerger Land, 2014
Die Gedichte ringen um die Aussagbarkeit schlechthin und verzagen sooft die Rede an die Grenzen ihrer Expressivität gelangt, wie am Ende von
Tombeau pour un chat, wo die versehrte Körperlichkeit des Subjekts ins Gedicht hereintritt:
Und ich streichle mein Fleisch, / zerrissen u bleich u gehe dreimal um den heißen Brei.
Fixpoetry, Paul-Henri Campbell 2014
Der gebürtige Luxemburger, inspiriert von französischen Inseln und den menschlichen Gegebenheiten dort, schreibt seine Gedichte auf Deutsch. Beeindrucken lässt er sich von Naturgewalten und beobachtbaren Phänomenen, wie nur die Natur sie off enbart. Auf die Frage, warum er seine Gedichte nicht auf Französisch verfasst, antwortete er einmal, dass er nur auf Deutsch die Intensität seiner Eindrücke und Empfindungen beschreiben kann.
LitGes
Einer der die Verfinsterung des Lebenshorizontes sehr bewusst erlebt hat, nämlich schreibend, war der Luxemburgische Dichter Jean Krier. Die Gedichte, an denen er zuletzt schrieb, hat Michael Braun unter dem Titel
Eingriff, sternklar im poetenladen Verlag herausgegeben. Ich will die Chance nicht verstreichen lassen, Sie auf einen besonderen lebensklugen Dichter aufmerksam zu machen, der zu Lebzeiten nahezu im Verborgenen wirkte.
WDR Gutenbergs Welt, 2014 | Insa Wilke