Land über
Wo die Pomeranzen blühen, dahin ging ich
den Bach entlang und liebte
das Wasser, den Lauf. Ahmte den Fisch
nach, ich atmete. Hölzern stand die Brücke
im Abendschein, rostig und golden.
Wo die Zwiebeln austreiben in sandiger Erde
fruchtbar, langmütig, trat ich auf. Ich sah
die zerstörten Städte. Das Heile – Mittlerer Ring.
Feldherrnhalle. Sah Türme und Dächer.
Mich schauderte vor dem grausigen Lachen
nach Pech und Schaden klug. Dass kein Lied
mir mehr log und die steife Fahne, die Kordel
das Koppel fiel ab. Und jener Fluss, der selbst
weinte, war aus Dreck gewaschen.
Seine Farbe, marsrot, passte nicht zu dieser Melodie.
Wo die Radieschen von unten nach oben wachsen.
Wo die Toten Holzpantinen tragen und klappern.
Wo der Bienenstock leer, wo die Essigmutter
die Gläser füllt. Wo der Schwamm aus der Wand
in das Denken gekrochen ist.
Wo die Lebenden sich zu Tode feixen
und Rehe mit Lebkuchensauce essen.
Aus: Salz und Erinnern
(poetenladen Verlag 2026)