Stimmen
Sprachpräzise arbeitet der Text sowohl den Versuch des Herausredens aus Verantwortlichkeit als auch die grundlegende Verunsicherung angesichts der unausweichlichen Perspektive menschlich-körperlichen Verfalls heraus. Besonders eindringlich wirkt dies im Bild der toten Katze, die schließlich unter dem Schrank gefunden und hervorgeholt wird. »Ihr tut ihr weh«, schreit das Kind, aber gemeint ist der alte Mensch. Ein literarisch gelungener Text über ein Tabuthema.
Salli Sallmann, rbb Kulturradio
Die Bilder des Verlusts und der Reduktion reichen bis in die versetzten Wortfolgen einer Syntax, die nicht für ihre Wahrheit bürgen will, aber sehr passend für eine verlorene Zukunft steht, in der sich eine Erzählstimme die Welt raunend kleiner denkt.
erostepost-Literaturpreis, Juryurteil über Katharina Bendixen
Katharina Bendixen schafft in ihrem Text „Der Whiskyflaschenbaum“ einen kunstvollen Spagat zwischen surrealem Familienportrait einerseits sowie schnörkellos-realer, präziser Sprache andererseits und lässt so auf ungewöhnliche Weise aus einem poetisch überhöhten Bild die Schwierigkeiten und Ängste der Protagonisten herausatmen, ohne sie zu benennen: „Gieß den Baum nicht, sagte die Mutter. Ich goss den Baum.“ Zwischen solchen Sätzen stehen ganze Geschichten.
etcetera über Der Whiskyflaschenbaum anlässlich des 1. Platzes beim litarena Literaturpreis 2007
Plötzlich kommt ein Kind unbestimmbaren Geschlechts mit Latzhose und riesiger Kamera in den Garten und fotografiert einen. „Bevor du mich fotografierst, solltest du mich fragen, ob ich etwas dagegen habe.“ „Mama hat gesagt, ich soll nicht fragen.“ Das kommt leise und doch unheimlich daher. Die raffiniert schlichte Sprache in den häuslichen Geschichten der jungen Leipziger Autorin Katharina Bendixen lässt ahnen, dass hier überall etwas tief nicht in Ordnung ist.
Börsenblatt | Burkhard Müller
Ein bemerkenswertes Debüt.
Katharina Bendixens Stil ist pointiert und schnörkellos. Szenen werden verdichtet und entwickeln sich zu Dramen.
Deutschlandfunk, Büchermarkt | Claudia Cosmo
Der Whiskyflaschenbaum drängt sich nicht auf. Man wird in die Erzählungen vielmehr hineingezogen, wie in einen Strudel aus Assoziationen, Bildern und Momenten, die einen schaudern lassen und tief berühren.
Junge Welt
Geschichten wie „Die Sache mit dem Teppich“, die aus Sicht einer hoffnungslos überforderten Alleinerziehenden geschrieben ist, oder „Ein Hammer schlägt gegen die Wand“, die den schmalen Grat zur Gewalteskalation thematisiert, dürften auch hartgesottenen Lesern an die Nieren gehen. Diese Geschichten hallen nach.
macondo | Frank Schorneck
Ein starkes Debüt der mehrfach preisgekrönten 28-Jährigen, das brisante existenzielle Fragen aufwirft.
Berliner Literaturkritik | Lutz Steinbrück
Die immer wieder geführte Klage hingegen, die neueren Autoren hätten nichts zu erzählen, kann man nach der Lektüre des „Whiskyflaschenbaums“ getrost vergessen. Eines der interessantesten, versiertesten Debüts der letzten Zeit.
Fixpoetry | André Schinkel
Die stärksten Momente entstehen in Bendixens Buch immer dann, wenn die präsentierten Handlungen unbemerkt ins Absurde und Groteske kippen. Die inhumane Realität bietet dann die Kulisse, in der die Schwelle hin zum Horror nicht mehr genau auszumachen ist.
Bemerkenswert dabei ist, wie Bendixen es schafft, die Urlaubsexpertise ganz allmählich ins Surreale hinübergleiten.
literaturkritik | Philipp Weber
Mittels einer sorgfältigen, bündigen Sprache verwandelt die Buchwissenschaftlerin und Hispanistin soziale Problematiken wie Altersdemenz, Kindervernachlässigung oder Xemophobie in leise, bisweilen fantastische Horrorszenarien.
Soben erschien mit dem Erzählband „Der Whiskyflaschenbaum“ ihr äußerst formidables Prosadebüt.
the gap | Magazin für Popkultur, Wien
kreuzer: Deine Neigung zum Surrealen oder auch zum Fantastischen erinnert an den „magischen Realismus" der südamerikanischen Literatur.
K. Bendixen: Ich würde einen meiner größten EInflüsse aber eher bei dem Autor verorten, der auch für den magischen Realismus eine der wichtigsten Inspirationsquellen war, nämlich Kafka.
kreuzer | Das Leipziger Magazin | Olaf Schmidt
Das ist kein Spiel mehr. Weder mit Worten noch mit der Angst. Katharina Bendixen jongliert nicht, sie macht ernst. Das Erzähl-Debüt der Leipzigerin überrascht und beeindruckt mit sprachlicher Sicherheit und erzählerischer Konsequenz.
Leipziger Volkszeitung | Janina Fleischer
Die schweigsame Souffleuse, die demenzkranke Großmutter, deren Katze tragisch verhungert, die Versandhaussüchtige, die ihrem Paketzusteller-Liebhaber das gemeinsam gezeugte Baby im Karton überreicht, die weit entfernt lebenden Kinder, sie alle tragen ihre ganz großen Sehnsüchte mit sich herum. Aber diese Sehnsüchte werden nie erfüllt. So viel Traurigkeit steckt in den kleinen Geschichten, so viel Mutlosigkeit, dass man nach 132 Seiten aufspringen und ganz laut und befreiend schreien will. – Keine schlechte Reaktion auf Literatur.
1LIVE WDR | Jens Drees
Dieses Buch ist ungeheuerlich und trotz seiner strengen Komposition ein Lesegenuss, denn Bendixen kann erzählen. Legoland ist abgebrannt und brennt noch, doch die Autorin schafft es, all der Trostlosigkeit eine gehörige Ladung trockenen Humors abzuringen.
Am Erker | Steffen Roye
Katharina Bendixen hat ein sensibles Gespür dafür, das literarische Personal nie vorzuführen, es nicht zu Freaks zu machen. ... Das sind keine Verrückten, sondern Menschen, mit denen etwas passiert (ist). Und das arbeitet in ihnen. Düster das. Und sehr, sehr gut.
an.schläge wien| Nadine Kegele
Die Autorin schafft es, dass einem die Geschichten nahe kommen, und das, obwohl keiner der Protagonisten je einen Namen bekommt. Auch sprachlich ist es was besonderes, schlicht und gleichzeitig sehr intensiv und passend zum Verlag doch irgendwie poetisch.
Radio KölnCampus | Gespräch, Lisa Weigel
Die Geschichten von Katharina Bendixen sind kaum zu bändigen, Katastrophen bahnen sich in Alltäglichkeiten an.
Sax | Stadtmagazin Dresden
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