Stimmen zum Buch
Wörter übers Land
Einen Abdruck scheint jedes Wort bei Thomas Böhme zu hinterlassen, zu Eindrücken wird das, wenn er Sinn und Begriffe zusammen- oder nebeneinanderrückt, inspiriert von einem Patti-Smith-Konzert oder verlassen von den Schriftstellerkollegen Wolfgang Hilbig und Adolf Endler. »Es sind die Abwesenden, die zurückbleiben." So gibt der Leipziger Dichter selbst jene »Anhaltspunkte in der Weit«e«, nach denn zu suchen ins Niemandswo führt. Sie aufzuspüren, helfen diese Wortweiser Thomas Böhmes.
LVZ, März 2016
Abdruck im Niemandswo vereint Arbeiten aus den letzten zehn Jahren mit neuen Gedichten und spiegelt auf diese Weise die ungeheure thematische Vielfalt und den Formenreichtum des lyrischen Schaffens von Thomas Böhme. Alte Böhme-Fans und Leser, die sein Werk erst entdecken wollten, kommen so gleichermaßen auf ihre Kosten.
Kreuzer, Olaf Schmidt, April 2016
Thomas Böhme hat eine ›Lanze für Leipzig‹ gebrochen, das andere Leipzig, das sich mit dem Sound des weiten Westens gegen die Enge, Kleinkariertheit und Kleinbürgermentalität wehrte, das auch in heruntergekommenen Straßen, im Ruß der Kohleschlote seine Widerständigkeit und seine Lebenslust bewahrte. Und da ist man schon mittendrin in diesem Band. ... Aber das Jetzt ist keine blühende Landschaft, sondern eine in Frost und Grau erstarrte, fast zeitlose. Menschenleer, nur die Vögel ?icken unverdrossen ihre Nester ...
Man könnte über diesen Böhme auch schreiben: »Keine Angst, er beißt nicht.« Nein. Er sagt es viel farbiger, manchmal fast versteckt, verortet in Bilder, die so dicht sind, dass man den Herbst riecht, den Sommer spürt, das Lärmen von der Straße oder vom Ufersteg hört. Und trotzdem weiß, dass jedes fallende Blatt vom Baum auch ein Ziffernblatt ist. Aber warum noch extra beschleunigen, um mit den Krämerseelen, die immerzu jammern, mitzuhalten? »Wenn dich Idioten mit Lichthupe überholen / geh vom Gas runter, schieb das Rad!«
Lizzy | Ralf Juhlke